Dieser Text beinhaltet das Aufklären über die von Pädokriminellen angewandten Methoden, um ihre Opfer gefügig zu machen. Ein ähnliches Vorgehen, lässt sich auch bei der Rekrutierung von Mitgliedern von Sekten, extremistischen Strukturen oder destruktiven Zweierbeziehungen erkennen.
Das Kennen und Erkennen der angewandten Manipulationstechniken ist essentiell zur Prävention und auch zur psychischen Verarbeitung von solchen Missbrauchserfahrung. Deshalb stelle ich diesen Text hier zur zur Verfügung. Er kann gerne mit Erwähnung auf mich als Übersetzer und Autorin weitergeteilt werden.
Text im Original auf Englisch von Spike Robinson. https://www.youtube.com/channel/UCI4tcSMV2kEh3BooY_XFSYQ
Übersetzung von Adrian Oertli
Einführung:
Beim Grooming eines Kindes für sexuellen Missbrauch geht ein Kindsmissbraucher auf Nummer sicher, dass das Opfer nicht einmal anfängt, dass was sich abspielt in Frage zu stellen. Genauso wie in einer destruktiven Sekte oder jeder anderen missbräuchlichen Beziehung darf das Opfer nicht für einen Moment daran zweifeln, dass die beängstigende, schmerzhafte und demütigende Erfahrung nichts anderes als ihre eigene Wahl ist. Das Ziel des Täters ist es, dass sich das Opfer verantwortlich für die Situation fühlt, gar dass es sie überhaupt herbeigeführt hat – wenn, tatsächlich, das Kind als Objekt von sexuellem Missbrauch in den Händen eines hochqualifizierten Täters, so wenig Optionen wie eine Maus in einer Falle hat.
Techniken und Methoden:
Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass jede Situation einmalig ist : Nicht alle diese Methoden werden von allen Tätern in jeder Zeit benutzt. Einige werden schwer erkennbar, gar getarnt als angemessene soziale Interaktionen erscheinen. Welche auch immer dieser bewusstseinskontrollierender Techniken ein Täter gebraucht, er wird sicherstellen, diese simultan, überlappend und an die Situation angepasst einzusetzen, um das Opfer in ein Netz aus Verwirrung, Schuld und Verpflichtung einzuweben mit verzerrt und verwaschenen Grenzen. Folgend die geläufigsten Methoden und Techniken, welcher ein Pädokriminellerr beim «Grooming» eines Kindes anwenden wird.
Ausnutzen des kindlichen Bedürfnisses nach Zuneigung und Bestätigung – Genauso wie Sekten «Love-Bombing» betreiben, um mögliche Mitglieder zu rekrutieren, wird ein Täter alles tun, um ein Kind mit vorgespielter Zuneigung und Nettheit zu überschütten: Kinder, welche nicht genügend Liebe und emotionale Unterstützung von einem verantwortlichen Elternteil oder Erziehungsberechtigten bekommen, sind natürlicherweise anfälliger auf solche Manipulationen. Aber selbst diejenigen mit einem stabilen und geborgenen Zuhause können trotzdem noch zum Ziel werden. Ist der Täter ein Elternteil oder Erziehungsberechtigter, wird er existierende familiäre Bindungen verzerren und verwaschen, und das Kind zum Glauben bringen, dass sie eine «besondere» Beziehung zum Missbraucher haben.
Ausnutzen von Notfällen / Verwundbarkeit – Manche Täter umwerben alleinerziehende Eltern nicht um eine erwachsene Beziehung einzugehen, sondern um Zugang zu Kindern zu erlangen. Manchmal benutzen Täter eine Krise, so wie familiäre Notfälle, um dieser «besondere Freund» für die Eltern zu werden, dem man genügend vertraut, um die Kinder von ihm hüten zu lassen, während dem diese sich um die dringende Situation zu kümmern. Manchmal kann ein Täter, welcher eine Kindsentführung anvisiert, auch einen Notfall inszenieren, um das Kind davon zu überzeugen, mit ihm zu gehen: «Deine Mutter ist im Krankenhaus und man hat mich zu Dir geschickt um Dich abzuholen.«
Ausnutzen von Autorität / Sozialem Status – Ist der Täter ein beliebter Lehrer, Priester oder gar ein Sporttrainer, welcher einen « Heldenstatus » in der Gemeinschaft geniesst, wird diese Stellung ausgenutzt. Wir werden von klein auf dazu erzogen, Autoritätspersonen zu gehorchen. Es ist ein natürlicher Teil des Lernens, wie man sich in eine Gemeinschaft anpasst. Gleichzeitig ist die Geschichte voller Beispiele von Menschen in Autoritätspositionen, welche ihren Status nicht nur dazu benutzen, andere zu missbrauchen, sondern auch um Ermittlungen, oder zumindest öffentliches Auffliegen und rechtliche Verfolgung gegen sie zu verhindern. So war ein Pädokrimineller eines Pädokriminellennregisters («Megan’s Law») ein bekannter und respektierter Kinderarzt, dem die Eltern so stark vertrauten, dass sie ihm ihre Kinder für Wochenendausflüge abgaben. Ein Pädokrimineller mit mit genügend sozialem Status in der Gemeinschaft kann Opfer zum Schweigen bringen und Fügsamkeit erzeugen, auch indem diese Angst gemacht wird, ihren sozialen Status als ihr «spezieller» Freund zu verlieren. Zudem wirkt auch die Angst vor sozialem Ausschluss als mögliche Folge, wenn sie den Täter einer genauen Untersuchung aussetzen. Ein extremes Beispiel eines solchen Verhaltens zeigt sich im inhaftierten Oberhaupt einer fundamentalistischen Kirche, dem verurteilten Pädokriminellen Warren Jeffs, welcher laut seinem Enkel dem Opfer erzählte, dass der sexuelle Übergriff der «Wille Gottes» gewesen sei.
Untergraben der Grenzen von Eltern/Beziehungsberechtigten – Hat ein Kind eine starke und gesunde Beziehung mit mindestens einem Elternteil, wird dieses Kind geschützt genug sein, um die Pläne der Täter zu durchkreuzen oder wenigstens den Missbrauch schwieriger versteckbar machen. Ein Pädokrimineller versteht dies und wird an der Beziehung kratzen und sie aufreiben, indem er kleine aber bedeutende Keile einsetzt. Oft werden die gleichen Grenzen, welche Eltern benutzen, um ihre Kinder in Sicherheit zu bewahren, als emotionale Hebel im «Grooming» Prozess eingesetzt. Sei dies durch elektronische Nachrichten oder Gespräche, wird ein verzerrtes Narrativ für das Opfer massgeschneidert, indem die Eltern als Bösewichte, welche von sinnlosen und grausamen Regeln besessen sind, dargestellt werden, während der Täter selbst der einzige ist, der wirklich versteht.
Geheimniskrämerei – Um noch mehr die Autorität eines Beziehungsberechtigten zu untergraben, wird der Täter das Kind darin begleiten Geheimnisse für sich zu behalten. Anfänglich unwichtige, harmlos erscheinende «kleine Geheimnisse», um auszutesten, ob man dem Kind vertrauen kann, dass es niemand etwas davon erzählt, aber von dort ausgehend fortschreitend zu bedrohlicheren Geheimnissen – kleine Häppchen von «sag das nicht Deinen Leuten, aber…», welches nachher für emotionale Erpressung gebraucht werden kann («Ich frage mich, was Deine Leute denken würden, wenn ich ihnen sagen würde, dass…»), aber auch andere noch verunsichernde Dinge wie jegliche mit dem Täter geteilte sexuelle Details, welche dem Testen der Grenzen und der Desensibilisierung des Opfers dient.
Zweischneidige Geschenke – Währenddem diese Technik auch dazu gebraucht werden kann, um die Eltern/Kind Beziehung zu erodieren, benutzt diese das Prinzip der Reziprozität: Der Pädokriminelle macht dem Opfer Geschenke, welche es nirgendwo anders bekommen kann. Das Geschenkgeben erfüllt mehrere Zwecke auf einmal: Videospiele für Erwachsene, Pornographie, Zigaretten, Drogen und Alkohol werden nicht nur die Hemmungen des Opfers lockern, sondern auch ein Gefühl der Schuld gegenüber dem «Wohltäter» erzeugen. Nach einer «Honeymoon»-Phase wird das Kind lernen, dass diese Geschenke nicht gratis sind – und dass der Pädophile zurückbezahlt werden will mit der Münze der eigenen Unschuld: sexueller Beteiligung. Der Täter kann auch persönliche Gegenstände einfordern wie häufig Photographien, aber manchmal auch viel intimere Dinge, abhängig ob und was für eine Art von Fetisch involviert ist. Während die meisten Fetischisten keine Täter sind und viele Täter keine Fetischisten, so können doch beide Eigenschaften mit schrecklichen Folgen miteinander auftreten. Nicht alle Täter sammeln Bilder, aber genügend davon und oft werden sie als eine Kontrolltechnik benutzt. Zuerst mag das erbetene Bild unschuldig sein, doch zunehmend wird das Kind eingespult immer verführerische Posen einzunehmen. Dies verfolgt einen doppelten Zweck: Erstens das Angewöhnen des Kindes vor einer Kamera zu posieren und zweitens um Material für eventuelles Erpressen anzusammeln.
Alters-unangemessene Interaktion – Der Pädophile wird das Kind oftmals als kleinen Erwachsenen behandeln, nicht nur mit Geschenken, welche nicht zum Alter des Kindes passen, sondern auch mit Gesprächen, welche über die emotionale Fähigkeit des Kindes hinausgehen. Neben der Grenzen-Desensitivierung, welche im Zeigen pornographischen Materials oder dem Sprechen über Sex steckt, können diese Tätigkeiten auch einen sehr realen Effekt des Zerstörens kindlicher Unschuld haben, gleich wie die physischen Effekte des Missbrauchs. Ein Kind dazu zu bringen, über dessen sexuelle Gefühle oder gar ihre Genitalien zu sprechen, beschämt und verwirrt das Kind, es nimmt dem Kind auch die natürliche Unschuld der Kindheit weg – das sexuell missbrauchte Individuum wird in erwachsenes Wissen hineingezwungen von einer Welt, für die es emotional noch nicht bereit ist.
Das Benutzen von Schuld, Sticheleien und Bedrohungen – Oftmals wird ein Täter darauf zurückgreifen Schmeichelen und Sticheleien zu benutzen, um mit Druck das Opfer zum Einwilligen zu bringen: Natürliche Zweifel und Warnsignale können dadurch heruntergespielt oder unbedacht verworfen werden. «Oh, es ist nur ein bisschen Spass!» oder ein «Worüber bist Du so besorgt? Du alberst doch nur rum!». Der Täter wird weiterfahren mit Beschuldigungen wie «Ich dachte wir hätten etwas Besonderes!» oder «Magst Du mich nicht?», welche das Opfer noch mehr verwirren. Eine weniger subtile Art dieses Verhaltens zeigt sich, wenn die Interaktion mit listigen Bedrohungen gepfeffert ist, teils verschleiert aber auch offen – Diese können von «Du willst nicht, dass wir Probleme bekommen, willst du?» bis «Niemand wird Dir jemals glauben» bis hin zu «Ich werde Dir und Deiner Familie weh tun, wenn Du irgendjemand davon erzählst!» gehen. Susan Forward’s Buch «Emotionale Erpressung» ist eine hilfreiche Quelle, um die Dynamik von Angst, Pflicht- und Schuldgefühlen zu verstehen.
Ausnutzen der kindlichen Neugier – Kinder sind von Natur aus neugierig was ihren Körper und die Gefühle anbetrifft, welche sie in ihrer selbständigen Erforschung antreffen und welche völlig normal auch genussvoll sind. Gesunde, unterstützende Eltern oder Erziehungsberechtigte wissen das und stellen dem Kind eine adäquate Privatsphäre zur Verfügung, um diese wichtige Beziehung zu sich selbst pflegen zu können. Ein Täter hingegen wird diese intimsten Grenzen überschreiten unter dem Vorwand, dem Kind etwas zu «lehren» – Während in Wirklichkeit, die einzige Lehre eine von Schmerz, Verwirrung und Demütigung ist, währenddem sie davon abgehalten werden, etwas über ihre eigene Sexualität zu lernen und stattdessen gezwungen, für den Missbraucher als Spielzeug zu dienen.
Ausnutzen der eigenen Sinnlichkeit des Kindes – Es ist leider möglich, dass unfreiwillig auch lustvolle Empfindungen entstehen, während gleichzeitig auch ein natürlicher Ekel gegenüber dem, was dem Opfer geschieht, auftritt. Für das sich entwickelnde Nervensystem des Kinder gibt es so keine Möglichkeit die erlebte Stimulation als nicht erwünscht oder unangemessen einzuordnen. Diese Empfindungen von nicht gewolltem Vergnügen rechtfertigen auf keine Weise(!) das Verhalten des Pädokriminellen: Das Kind weiss instinktiv, dass die Interaktion mit dem Täter unangemessen ist, währenddem es aber zu wenig vom intellektuellen und sozialen Kontext versteht, welches ihm dies nachvollziehbar macht. Es weiss nur dass die anwesende erwachsene Person – die Person von der sie darauf vorbereitet wurden ihr als Freund zu vertrauen – ihm sagt, dass das von dem es weiss, dass es falsch ist, nicht falsch, sondern richtig ist. Diese schrecklicher Gebrauch von «Gaslighting» (Infragestellung der Wahrnehmung), kombiniert mit zutiefst verwirrenden Gefühlen, generiert eine überwältigende Verunsicherung und innere Zerrissenheit. Der Täter wird dies zu seinem Vorteil nutzen, und das Kind sukzessiv darin trainieren, den natürlichen Widerstand zu ignorieren und anstatt dessen zu glauben, dass das was sie gezwungen werden zu tun akzeptabel und gar ein «normaler» Bestandteil einer «liebenden» Beziehung ist.
Die Stufen des Grooming-Prozesses
Grooming schafft absichtlich eine Beziehung : Eine verwundene, Zwangsbeziehung, aber es ist trotzdem eine Beziehung, und ein Pädokrimineller wird langsam daran arbeiten, ein Kind auf den Missbrauch vorzubereiten – dies ist nicht ein Prozess von Stunden oder Tagen, sondern kann sich über Wochen, Monate und manchmal auch über Jahre hinwegziehen. Wenn das Grooming in der «echten Welt», also nicht im Internet, stattfindet, wird der Täter sehr wahrscheinlich nicht nur das Kind, sondern die ganze Familie manipulieren: Ob der Pädokriminelle ein Nachbar oder gar ein naher Verwandter ist: Es müssen alle um das Kind herum davon überzeugt werden, dass nichts Falsches passiert – natürlich ausgenommen sie sind selber unter der Kontrolle des Täters. Viele häusliche «Partner» von Sexualstraftätern sind selbst Opfer: zu ängstlich um zu sprechen oder gar dazu gezwungen selbst den Missbrauch zu ermöglichen. In einem solch traurigen Zuhause kann Missbrauch egal zu welcher Zeit, auf welche Weise und an welchem Ort geschehen, so wie der Pädokriminelle es sich wünscht. Aber diejenigen Täter, welche über den Kreis der eigenen Familie hinausgehen, um Kinder sexuell zu missbrauchen, müssen «Blasen» von Verschwiegenheit und Folgsamkeit erschaffen, einen abgeschiedenen Ort weg vom Rest der Welt, in der der Missbrauch ungestört und unentdeckt passieren kann – dafür braucht es den Prozess des Grooming.
Obwohl schreckliche «Bedienungsanleitungen» zum Thema bestehen, scheinen die meisten Täter den Prozess ganz natürlich zu verstehen und die Stufen des Missbrauchs stimmen mit zumeist vorhersagbaren Mustern überein. Das Internet verändert nur das Kommunikationsmittel, aber nicht die Essenz der Manipulation und der «Beziehungsbogen» wird ähnlich aussehen, ob der Täter nun in der Nachbarschaft oder online agiert. Nochmals ist es wichtig zu bemerken, dass wie in allen menschlichen Interaktionen, jede Missbrauchsgeschichte einzigartig ist und dass alle dieser Stufen in anderer Reihenfolge, gleichzeitig oder gar gesamthaft übersprungen werden können.
Soweit bekannt sind die meisten Pädokriminellen männlich, so werden wir männliche Formen verwenden. Es gibt aber auch weibliche Pädokriminelle.
Stufe 1 : Kontakt und Vorstellung – Ausser wenn ein Täter ein Verwandter oder Erziehungsberechtigter ist, muss er zuerst eine Beziehung zum Opfer aufbauen. Benutzt der Täter kein Internet, so wird er mit den Eltern über «Zeit alleine» mit dem Kind verhandeln: Dies wird erleichtert durch manche religiösen oder sozialen Organisationen, bei denen Täter ansonsten gesunde und grossteils schuldfreie Institutionen dazu benutzt, Kinder alleine und gefügig zu bekommen. Gar «Babysitten» kann so für die bösen Absichten von Missbrauchern genutzt werden. Manche Pädokriminelle werden sich als «Talentsucher» inszenieren, um Zugang zu Kindern mit speziellen Fähigkeiten in Kunst oder Sport zu erlangen. Manche werden Kinder, die sie schon kennen, in ihr zuhause locken, indem sie ihnen Bezahlung für «Hilfe» bei ein paar Aufgaben anbieten. Der Fall Larry Nasse hat gezeigt, wie tief eingebettet in einem sozialen System ein Pädokrimineller sein und wie sehr ein solches System diesen auch verteidigen kann.
Für den Cyber-Pädokriminellen ist der Zugang abhängig davon, wie effektiv ein Kind online von einer verantwortlichen Betreuungsperson überwacht wird (wobei ein übertrieben überwachtes Kind geheimniskrämerisch werden kann und so eher verführbar). Viele, aber nicht alle, Online-Täter geben sich als ein anderes Kind aus, nur geringfügig älter als das Opfer. «Kinderfreundliche» soziale Online-Netzwerke wie der bereits eingegangene «Club Penguin» sind exzellente Orte für Jugendliche, um sich untereinander zu vernetzen, aber sie sind auch der natürliche Jagdgrund für internet-basierte Pädokriminelle. Viele Täter geben vor, ein Freund eines Freundes zu sein, um einen Fuss in die Tür zu bekommen. Aber ob die Interaktion nun in der realen oder der virtuellen Welt stattfindet: Das Ziel in der ersten Stufe ist dasselbe: Der Täter muss eine Freundschaft zum Kind aufbauen und , durch was für Methoden auch immer verfügbar sind, einen Zugang zu seinem Umfeld finden.
Stufe Zwei: Beziehungsaufbau – Nachdem der Täter sich vorgestellt hat, ob in Person oder online, wird er daran arbeiten, der «ideale» Freund des Opfers zu werden – Er wird schnell herausfinden was das Kind mag oder nicht mag, enthusiastisch beipflichten und dem Kind viele Komplimente machen («love bombing»).
Die meisten von uns, wenn wir uns gemocht fühlen, teilen freudig alles über uns, was auch Kindern so geht. Der Täter wird vorgeben mit dem Kind Geheimnisse zu teilen, wobei er gar Informationen erfindet, um ein Opfer zu ködern – während er selbst alles Mögliche über das potentielle Opfer lernt.
Viele Täter sind Experten im Erlangen von Informationen ohne dabei neugierig zu erscheinen: Ein Pädokrimineller wird vorgeben in was für einer Aktivität oder in was für einem Interesse auch immer des Kindes involviert zu sein und die Taktik des Vergleichens anwenden, um auch die intimsten Details über die täglichen Routinen des Opfers herauszufinden. Er wird jegliche Spannungen und Unstimmigkeiten mit anderen Erwachsenen ausnutzen: «Deine Eltern lassen Dich um 10 Uhr ins Bett gehen? Das ist total uncool» oder «Deine Leute sind so gemein zu Dir!» – jegliche Variationen solcher Beobachtungen werden benutzt, um einen Keil zwischen das Kind und irgendwelche beschützenden Erwachsenen zu treiben.
Tritt der Täter online auf, so ist dies die Phase, in dem das Kind zu möglichen Schwachstellen ausgequetscht wird – Die Haushalts-Abläufe, der Stunden- und Freizeitplan des Kindes, die Bewegungen und Gewohnheiten der Erwachsenen, die sich um das Kind kümmern und ob irgendjemand sonst als das Kind den Computer auch noch benutzt. All diese Details werden gekonnt zusammengetragen, ohne dass das Kind sich darüber bewusst ist, wie heikel es ist, solche Informationen zu teilen. Aber auch der «fact to face»-Verführer wird irgendeine Form von Informationssammlung betreiben und die Art und Stärke des Schutzes des Kindes einzuschätzen, welche ihn am Zugriff auf das Kind hindert, ähnlich wie ein Bankräuber «sich den Laden erst mal ansieht».
Stufe Drei: Testen und Unempfindlichmachen von Grenzen – Ein Teil des graduellen Prozesses eines Täters, die persönlichen Grenzen von Opfern auszutesten, ist der Gebrauch einer «Bedrängung und Rückzug»-Dynamik, in der das Kind abwechslungsweise im persönlichen Raum verletzt wird, um sich dann so schnell wieder zurückziehen, dass das Kind nicht einordnen kann, wieso es sich nicht wohl fühlt. Langsam wird der Täter das Kind an intimeren Ausdruck von Zuneigung gewöhnen, indem er eine «angemessene» Stelle berührt – So wie einen Arm oder eine Schulter – Anfänglich nur um das Kind an körperlichen Kontakt und ans Eindringen in ihren persönlichen Raum zu gewöhnen.
Oftmals wird der Täter zu «Auskitzel»- oder «Wrestling»-Spielen oder anderen körperlichen Spielen animieren, in dem die Grenzen des Kindes einfach «zufällig» gebrochen werden. Falls das Kind protestiert, kann der Täter sich einfach unwissend stellen und sich in eine akzeptable Distanz zurückziehen – für eine Weile. Das Opfer wird zumehmend in mehr unzüchtige Gespräche verwickelt, wobei der Täter den Widerstand gegenüber sexueller Sprache testet und das Kind langsam an Sexualität gewöhnt. Oftmals wird dies in dreckige Witze und Anekdoten von sexuellen Vorfällen eingebettet. Manchmal wird dem Kind auch sexuell explizite Zeichnungen oder sexualisierte Mangas oder Animes gezeigt, welche für ein erwachsenes Publikum gedacht sind. Manchmal auch direkt Pornographie. Damit will der Täter zunehmend den Widerstand gegenüber Grenzverletzungen verringern. Dabei wird das Opfer auch ständig aus dem Gleichgewicht gebracht, unsicher was vor sich geht.
Stufe Vier: Flitterwochen/»Exklusive» Beziehung – Sobald die Beziehung gefestigt ist, wird der Täter das Kind dazu bringen, eine romantische Sprache von Liebe und Zuneigung zu benutzen, damit die Beute sich einzigartig, geschätzt und bedingungslos unterstützt fühlt. Obwohl es das Gegenteil einer konsens-basierten Beziehung darstellt, nutzen viele Täter diese Phase um das Kind davon zu überzeugen, dass es sich um eine «Liebes»-Beziehung handelt. Dabei wird das Kind mit glühenden Bezeichnungen gepriesen, jedes Mal wenn es mitmacht bei einer Forderung nach mehr physischer Intimität, immer daran erinnert, dass es gehegt und geliebt wird.
Der Täter wird das Kind sorgfältig daran erinnern, dass es ihre «spezielle Beziehung als Geheimnis bewahrt. Jedes Treffen wird positiv enden – Abschiede werden mit Liebe und Kosenamen erfüllt, damit das Kind davon überzeugt wird, dass sie sich in einer von beiden ausgehenden Beziehung von gegenseitigem Respekt befinden, dass sie Kontrolle haben und «Nein» sagen «könnten», würden sie dies wollen. Aber wer würde schon «Nein» zu jemandem sagen, von dem man so geliebt wird?
Stufe Fünf: Unser Dreckiges Kleines Geheimnis – Hier fällt das Kind vollkommen unter den Bann des Missbrauchers: Das Kind kann immer noch gegaslightet werden zu glauben, dass die Beziehung auf Konsens beruht, aber die Flitterwochen sind vorbei und die einst grosszügig gegebenen Geschenke werden immer kostspieliger. Wenn das Grooming über das Internet stattfindet, dann ist diese Stufe dienige, in der ein reales Treffen abgemacht wird (wenn der Verführer nicht vor Ort ist, sondern Teil einer Bande, wird das Kind jemand vor Ort übergeben). Manchmal ist die Produktion von Kinderpornographie eher das Ziel als ein persönliches Treffen. Etwaige verführerische Bilder, welche schon früher verschickt wurden, werden als Druckmittel eingesetzt, um das Kind zu einer expliziteren Pose zu drängen oder gar um auf Video zu «performen». Kinder werden gar bedroht oder dazu erpresst, andere Kinder für den Täter zu rekrutieren, die er missbrauchen und ausbeuten kann. Oftmals werden zugegebene Geheimnisse und peinliche Informationen in der Beziehungsaufbau-Phase gesammelt, um das Kind unter Druck zu setzen, sich auf weitere Demütigungen und sexuelle Handlungen einzulassen. In dieser Phase kann das Kind auch mit anderen Pädokriminellen «geteilt» oder als Ware gehandelt werden – wenn dies das Ziel des Täters darstellt, wird das Kind weg vom zuhause gelockt, um sich mit einem «Freund» zu treffen. Oft wird dies so eingefädelt, dass das Treffen geheim gehalten wird, so dass die Kinder in die zwielichtige Welt des Sexhandels abdriftet und darin verschwindet. Dort ist der Grooming Prozess noch viel schwerwiegender und jegliche Vortäuschung von Romanze – oder auch Hoffnung auf Rettung – wird zu einem fernen Wunsch.
Solange das Kind noch nicht der Zugang zu schützenden Faktoren verwehrt wurde und möglicherweise immer noch Eltern oder Lehrern vom Missbrauch erzählen könnte, muss der Täter Angst, Schuld und Pflichtgefühle benutzen, um das Kind schweigend und gefügig bezüglich der erlebten Tortur zu machen, welche über Jahre andauern kann. Der Täter wird Gaslighting nutzen, um das Kind davon zu überzeugen, dass es dessen Wahl war, gar wenn die «ungezogenen» Teile der Beziehung dieses verängstigen oder anekeln. Der Täter wird sorgfältig dafür sorgen, dass das Opfer verwirrt bleibt, indem massive Schuldzuweisung mit zuckersüsser Romanze abgewechselt wird, oder indem eine Art Geheimsprache benutzt wird, um den Effekt der beschriebenen Qualen herunterzuspielen. Obwohl viele Opfer während des Missbrauchs glauben werden, dass sie für die Täter das Zentrum der Aufmerksamkeit darstellen, sind die meisten Täter Serien- und Wiederholungstäter, welche sich einen ganzen «Stall» von Opfern halten. Es gibt nichts «Spezielles» an der Beziehung, in die sie gedrängt und in der sie missbraucht wurden während des Grooming-Prozesses.
Warnzeichen wie man einen Täter erkennt
Sexualstraftäter sind sehr selten zwielichtig wirkende Gestalten, welche in einem kaputten Wohnwagen in der Nähe des Schulhausplatzes wohnen. Sie können der Klavierlehrer, der Junior-Liga-Trainer oder ein Pastor, Pfarrer oder ein Katechet in der Kirche sein. Sie mögen gar ein neuer Kandidat für ihr eigenes Beziehungsleben darstellen, welcher «wirklich» gut mit ihren Kindern umgehen kann. Auch wenn in diesem Artikel durchgängig die männliche Form für den Täter benutzt wird, kann es sich auch um eine Frau handeln. Er kann aus jeder Altersklasse, jedem Beruf und jeder sozialen Schicht stammen. Auch wenn manche Täter Fremde aufsuchen (vor allem Online-Täter), haben die meisten Kinder, welche sexuell missbraucht werden, eine schon vorher existierende Beziehung zu ihren Missbrauchern – wenn sie keine Eltern oder Verwandten sind, dann sind sie wahrscheinlich Freunde der Familie oder ein etabliertes Mitglied einer Gemeinschaft.
Es wäre unglaublich nützlich und würde das Leben um ein Vieles einfacher machen, gäbe es einen einfachen Weg einen Kindsmissbraucher zu erkennen. Leider können diese, wie jeder Täter, eine sehr charmante Erscheinung pflegen und hart daran arbeiten, ihr Vertrauen zu gewinnen. Viele Pädokriminelle haben Kinder über Jahrzehnte unentdeckt missbraucht, weil um sie herum niemand geglaubt hat, dass eine solche «Stütze der Gemeinschaft» schuldig für solch schreckliche Verbrechen sein kann. Traurigerweise können, wenn solch etablierte Personen angeklagt werden, gar die eigenen Eltern sich gegen ihre Kinder wenden, unfähig zu glauben, dass sie jemand vertraut haben könnten, welches ihr eigenes Kind schädigt: «Sicher irrt sich das Kind oder lügt, um Schwierigkeiten zu provozieren!». Findet der Missbrauch im Rahmen einer sektenhaften Gruppierung mit religiösem Hintergrund statt, kann das anklagende Kind gar dafür beschuldigt werden, von bösen Geistern besessen zu sein.
Ein Pädokrimineller kann es in ihr soziales Umfeld schaffen und sogar ein vertrauter Freund werden (oder gar eine Liebesbeziehung), während dem er sorgfältig seine echten Intentionen verschleiert. Trotzdem gibt es bestimmte Warnzeichen, welche darauf hinweisen können, dass jemand ein Pädokrimineller ist, der ihr Kind groomen will. Nur einige dieser Merkmale mögen einen ansonsten harmlosen Erwachsenen mit Schwierigkeiten bezüglich dem Einhalten von Grenzen zeigen, aber je mehr davon auftauchen, desto mehr sollte man seinem Bauchgefühl trauen und etwas Distanz zwischen dieser Person und dem eigenen Kind aufbauen.
Betrachten sie es als Warnzeichen, wenn ein Freund, eine Bekanntschaft oder ein Familienmitglied:
- mehr Zeit mit ihrem Kind als mit Ihnen verbringen will
- mehr Zeit mit ihrem Kind alleine ohne ihre Anwesenheit verbringen will
- lieber mit ihrem Kind Zeit verbringt als das Kind mit ihm
- auf körperliche Zuneigung wie Umarmen, Küssen, Auskitzeln oder Herumraufen besteht und die Weigerung des Kindes diesbezüglich missachtet.
- Sich übermässig neugierig bezüglich dem Tagesablauf ihres Kindes zeigt
- Unangemessen interessiert in die sexuelle Entwicklung ihres Kindes ist oder gar das Kind peinliche intime Fragen stellt oder altersunangemessene sexuelle Kommentare von sich gibt.
- Die meiste Zeit mit Kindern verbringt und mit ihnen besser auszukommen scheint als mit Erwachsenen und kein oder nur wenig Interesse daran zeigt, Zeit mit Menschen derselben Altersgruppe zu verbringen
- Keine angemessenen Grenzen hat und keinerlei Respekt gegenüber Wünschen nach angemessenem Verhalten von anderen.
- Kein Respekt für Privatsphäre hat und in das Schlafzimmer oder das Bad des Kindes reingeht ohne vorher zu klopfen.
- Sehr schnell ihr «bester Freund» wurde und «zu gut um wahr zu sein» scheint.
- Fortwährend Babysitting anbietet ohne danach gefragt zu werden oder gar offeriert, ihre Kinder auf Tagesausflüge oder Übernachtungen auswärts ohne sie mitzunehmen
- Begeisterung für all das, was sie mögen, zum Ausdruck bringt und speziell für alles, was ihr Kind mag.
- Dein Kind exzessiv lobt und Deine Erziehungskompetenzen gar noch mehr
- Deinem Kind teure und altersinadäquate Geschenke kauft, vor allem wenn es ein Geschenk ist, bei dem Du ausdrücklich gesagt hast, dass Du nicht willst, dass Dein Kind dies erhält. (ein nicht beziehungsberechtigter Erwachsener, welche einem Teenager oder einem Kind ungefragt ein Mobiltelefon kauft ist definitiv ein Warnzeichen !
- Fotografien von Deinem Kind ohne Einwilligung oder unangemessene Bemerkungen über das Aussehen oder die Kleider Deines Kindes macht
- Prahlt ständig damit, wie grossartig er/sie sich mit Deinem Kind versteht
- Deinem Kind beibringt, Geheimnisse vor Dir zu bewahren
Warnzeichen – Opfer erkennen
Kinder, welche sexuell missbraucht wurden, sind durch mehr betroffen als die physischen Aspekte des Missbrauchs; Ein tiefer Selbstwert und Gefühle von Schuld und Verwirrung können ein Leben lang anhalten, wenn diese nicht effektiv angegangen werden. Eine oder zwei dieser Warnzeichen mag auf Probleme hinweisen. Wenn Dein Kind die meisten davon erfüllt, solltest Du weiter forschen mit der Hilfe eines vertrauenswürdigen und offiziell zertifizierten Professionellem. Betrachte es als Warnzeichen, dass Dein Kind missbraucht worden sein könnte, wenn es
- ängstlich oder zögerlich ist, in der Gesellschaft gewisser Leute zu sein, oder unerklärbar Angst davor hat, zu einem bestimmten Ort zu gehen oder jemandes Wohnung zu betreten.
- Zögerlich darin ist, sich auszuziehen oder gar zu baden.
- Mühe hat zu schlafen oder gar häufig Albträume hat
- Stimmungsschwankungen erlebt
- Vermeidet, berührt zu werden oder versteift, wenn man es umarmt
- Einen Verlust von Appetit zeigt oder gar eine Essstörung entwickelt
- Einen plötzlichen schwerwiegenden Abfall von Schulnoten zeigt
- Plötzlich vorherig geliebte Aktivitäten oder Hobbys aufgibt
- Verstörende Kunst anfertigt : unübliche bizarre Bilder malt oder verstörend grafische Poesie zu «zu erwachsenen » Themen
- Altersunübliches sexuelles Wissen zeigt oder neue Sprache benutzt, um Körperteile zu beschreiben
- Sexualität mit anderen Kindern auslebt
- Suizidal wird oder sich schneidet oder sonstwie selbst schadet
- Zurückkehrt zu Daumenlutschen, Bettnässen oder anderen vorherig ausgewachsenen Verhaltensweisen
Was man Kindern sagen kann
Zuerst und vor allem, dass Du sie liebst, Dich um sie kümmerst und sie wertschätzt und sie nicht in Schwierigkeiten geraten werden, wenn sie die Wahrheit sagen – egal was auch immer passiert ist. Zu viele Missbraucher sind fähig, Angst vor elterlicher Bestrafung als Hebel zu ihrem Vorteil zu nutzen.
Auch ist es wichtig, Kinder nicht zu ängstigen : Während ich diesen Artikel nachforschte und schrieb, war es schwierig, mir nicht vorzustellen, dass hinter jeder Ecke ein Missbraucher versteckt ist und alle Kinder in schwerer Gefahr schweben. Dies ist natürlich nicht wahr und die Mehrheit der Menschen, die sie jemals in ihrem Leben treffen werden, sind gute, bescheidene und ehrliche Leute, welche kein Kind schädigen würden und schon gar nicht auf eine solch zerstörende Weise. Nur eine kleine Minderheit von Kindern ist traumatisierendem Missbrauch ausgesetzt. So wäre es schädlich, einem Kind beizubringen, jeder einzelnen Person, die sie treffen wird, zu misstrauen. Gleichzeitig ist es vernünftig, vorsichtig gegenüber Menschen zu sein, bevor wir sie gut kennen. Es gibt eine paar gute, vernünftige Regeln, welche ein Kind weniger anfällig für Missbrauch und akzeptierend gegenüber von schlechter Behandlung im allgemeinen machen.
- Erinnere dein Kind daran, den eigenen Instinkten zu vertrauen, speziell diesem «gruseligen» Gefühl.Unsere natürlichen Instinkte können uns einen Hinweis geben über ein «nicht ganz richtiges» Verhalten einer Person, bevor wir die bewusst verstehen können, was dieses Gefühl von Unwohlsein genau bewirkt hat. Kinder sind keine Ausnahme diesbezüglich; manchmal ist ihr Bauchgefühl gar treffender aufgrund weniger ausgeprägter sozialer Konditionierung und kulturellen Vorurteilen. Instinkte oder Intuition soll immer rational hinterfragt werden, aber dies macht man am besten mit einem gewissen Sicherheitsabstand.
- Alles was normalerweise von einem Badeanzug bedeckt wird, gehört dem Individuum und nur ihm alleine. Niemand kann oder sollte diese Körperteile eines Kindes berühren, ausser Eltern während dem Toilettengang, während dem Waschen eines Kindes oder einer medizinischen Untersuchung unter Präsenz der Eltern.
- Wenn jemand ein Kind zu etwas bringen will, dass sich «gruselig» anfühlt, oder von dem sie nicht denken, dass es richtig ist, sollte dies erst mit ihnen abgesprochen.
- Wenn man zu etwas «Nein» sagt, dass sich «gruselig» anfühlt, ist es okay unhöflich oder laut zu sein -. Besonders wenn ein Fremder versucht sie irgendwo hin zu führen
- Lass ein Kind wissen, dass es sein Recht ist aufzubegehren, wenn es fühlt, dass seine persönlichen Grenzen verletzt wurden. Auch wenn es keine sexuelle Grenze ist, aber nur eine Ärgernis, so wie die Haare eines Kindes zu krausen. Was ein Kind als übergriffig empfindet, ist übergriffig! – und es ist nie früh genug einem Kind beizubringen, seinen persönlichen Raum zu verteidigen. Kindern sollte beigebracht werden, dass sie niemals dazu verpflichtet sind, jemanden zu umarmen oder zu küssen und das niemand das Recht hat, sie zu berühren, wenn sie nicht berührt werden wollen.
- Wenn sie sich jemals unwohl fühlen über etwas, was irgendjemand zu ihnen gesagt, ihnen angetan oder auch nur gezeigt hat, dann sollten sie dies so früh wie möglich ansprechen. Aber wenn, für was für einen Grund auch immer, sie es nicht gesagt haben und eigene Zeit vergangen ist, es sollte sich für sie immer noch okay anfühlen, mit diesen Informationen zu ihnen zu kommen. Lass sie wissen: ES IST NIE ZU SPÄT ES ZU SAGEN
- Wenn jemand will, dass etwas geheim gehalten wird – ist es wahrscheinlich falsch! «Überraschungs»-Partys sind nur kurz geheim gehalten und nur zu einer Person geheim gehalten und dem Rest der Gruppe, die darin involviert ist, bekannt. Gesamthaft ist es am bestens, die Grenze bei «es gibt keine Geheimnisse» bei kleinen Kindern zu halten, aber ein Teenager wird den Unterschied verstehen zwischen dem Kaputtmachen der Überraschung über Tante Martha’s 80igstem Geburtstag und «Sag niemandem etwas über das.»
- Währenddem es immer eine gute Idee ist, sicherzugehen, dass ein Kind seine Kontaktangaben einschliesslich ihres vollen Namens, der Festnetznummer und der Adresse, gar Stadt, Land und Postleitzahl für den Notfall verfügbar hat, sollte es vorsichtig sein, irgendwelche persönlichen Angaben ohne ihre Zustimmung weiterzugeben – vor allem NIEMALS über das Internet.
- Erwachsene haben nicht immer recht – sogar Eltern können falsch liegen! Wir alle machen Fehler und ein Kind mag nur per Zufall mehr Informationen bezüglich einer bestimmten Situation haben, gar etwas bemerken, was ihnen untergegangen ist. Wenn sie das Gefühl haben, ihnen etwas wichtiges zu sagen haben, macht einen Geheimsatz aus, den sie benutzen können, um ihre Aufmerksamkeit zu kriegen, um ihnen etwas Dringendes zu sagen.
- Bringen sie ihrem Kind Online-Sicherheit bei – und halte sie sich selbst daran! Hier sind ein paar Empfehlungen denen wir unabhängig vom Alter alle folgen können:
- Wenn jemand, den sie nicht kennen, ihnen eine Freundschaftsanfrage schickt und angibt, der er ein «Freund eines Freundes» ist: Nehmen sie Kontakt auf zu dem Freund, von dem diese Person angibt, ein Freund zu sein – und finden sie heraus, wie gut diese diese Person kennt.
- Verschicken sie niemals Bilder oder persönliche Daten online
- Treffen sie sich niemals mit jemandem, den sie nur über das Internet kennen
- Posten sie niemals etwas, bei dem sie sich schämen würden, wenn die nette alte Tante Marthe es sehen würde. Wenn sie niemals etwas Beschämendes posten, wird es nicht zurückkehren, um sie zu verfolgen.
- Lassen sie sich nicht von Versprechungen einlullen – wenn etwas zu gut scheint, um wahr zu sein, dann ist es das wohl!
Wohin kann man sich bezüglich Hilfe wenden:
Zum Glück gibt es viele nationale und internationale Organisationen, die sich der Prävention, der Entdeckung und Eindämmung von sexuellem Missbrauch widmen. Sogar- oder gar speziell wenn – du in einer Gruppe bist, deren Leitung dich unter Druck setzt, dass man intern mit der Sache umgeht, ist es dein Recht als Elternteil dein Kind zu beschützen – und das Recht deines Kindes beschützt zu werden – vor sexuellem Missbrauch. Hier gibt es eine Auswahl der Organisationen in diesem Feld.
https://www.opferhilfe-schweiz.ch/de/
https://sektenberatung.info/index.php?seite=10
https://www.psychologie.ch/psychologensuche
Fazit
Letzten Endes werden Opfer von Pädokriminellen nicht nur in eine sexuelle Beziehung gezwungen, bevor sie dazu bereit sind, sondern auch in eine soziale Beziehung, in der sie niemals etwas anderes als ein Objekt sind, welches missbraucht wird. Kinder, welche sexuell missbraucht werden, werden verwirrt zurückgelassen, ohne Bewusstsein darüber, dass das, was passiert ist, nicht ihr Fehler war, sondern tatsächlich ein Missbrauch in voller Absicht.
Sexueller Missbrauch, bis er durch eine mit den Manipulationen vertrauten Person sorgfältig untersucht wurde, kann von einem Opfer so als auf eine Konsens beruhende romantische Beziehung erlebt und erinnert werden. Das wird auch dadurch begünstigt, indem es in Momenten des Missbrauchs auch zu positiven Gefühlen kommen kann. Auch dafür können Opfer Scham empfinden, als hätten sie dafür zugestimmt. Während manche Kinder untereinander sexuell miteinander experimentieren – und jeder hat es schon gesehen, wenn nicht erlebt, das Phänomen der Schwärmerei von jüngeren Menschen für Erwachsene – so kann oder sollte ein Kind nicht als dazu befähigt gesehen werden, Zustimmung für einen sexuellen Kontakt mit einer erwachsenen Person zu geben. Egal von was ein Täter ein Opfer überzeugt hat zu denken, diese sogenannte “Beziehung” würde nicht existieren ohne irgendeine Form von manipulativer, unethischer Druckausübung, um ein Kind in eine solche Beziehung zu “groomen”.
Die letzte Dekade hat manche Skandale aufgezeigt bezüglich dem Missbrauch von Kindern. Diese schrecklichen Situationen – im Zuhause von Kindern, religiösen Organisationen, Sportvereinen oder Kinderclubs – konnten alle nur geschehen, weil Menschen ihre Augen zugedrückt haben oder nicht gewillt waren, Vorwürfe ernst zu nehmen. Larry Nassar wurde zu 175 Jahren Gefängnis verurteilt nachdem 150 Opfer gegen ihn ausgesagt haben. Die Australian Royal Commission hat 8000 Fälle von Missbrauch durch 500 katholische Priester ausgegraben. Dieser Missbrauch wurde durch diese ermöglicht, welche ihn ignoriert haben. Wir müssen wachsamer darin sein, Gerechtigkeit nicht nur denen gewähren zu lassen, welche Missbrauch ausgeübt haben, sondern auch denen, die erlaubt haben, dass dieser geschieht.
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