Über Methoden der Manipulation in den Gefängnissen unter Mao

Robert Jay Lifton hat in seinem Buch “Thought Reform and the Psychology of Totalism” die “Hirnwäsche” in China studiert. 1954 kamm der Psychiater in Hongkong an, um verschiedene Opfer der kommunistischen Diktatur zu interviewen. Das Wissen darüber ist essentiell, um zu verstehen, wie auch heute noch Menschen auf destruktive Weise beeinflusst werden.

Der Fall Dr. Vincent

Dr. Charles Vincent war, bevor er von den Kommunisten inhaftiert wurde, schon für 20 Jahre in China als Arzt tätig. Der Fall wird ausführlich in seinem Buch (Seite 19ff) beschrieben. Ich versuche dabei einige Auszüge rauszunehmen und zu übersetzen. Lifton wurde von Dr Vincent schon mit der Frage empfangen: “Bist Du auf der Seite des “Volkes” oder auf der Seite der “Imperialisten?”. Lifton beschreibt dieses Phänomen als “Wir-gegen-Sie -Denken”. Auch bekannt ist diese Art von Denken als “Falsche Dichotomie”, also als Denken als gäbe es nur Schwarz oder Weiss und nicht viele Grautöne dazwischen.

Dr. Vincent erklärte Lifton, wieso ihm dies wichtig sei: “Von der imperialistischen Seite her gesehen, sind wir keine Kriminellen; Von der Seite des Volkes her sind wir Kriminelle. Wenn wir dies von der Setie der Imperialisten heraus betrachten, ist Reedukation eine Art von Zwang. Aber wenn wir es von der Seite des Volkes her betrachten, bedeutet es zu sterben und wiedergeboren zu werden”.

Was sich dem Psychiater anerbot, war ein innerlich tief zerrissener Mensch. In den langen Gesprächen danach, kam er seiner Geschichte auf die Spur.

Nach der Machtübernahme der Kommunisten war Dr. Vincent einer der wenigen ausländischen Ärzte, welche noch in Shanghai bleiben. Er führte eine erfolgreiche Praxis, in der er auch einige kommunistische Offizielle in seinem Patientenstamm führte, bis er eines Nachmittags von fünf Männern mit Revolvern auf der Strasse abgefangen wurde. Sie nahmen in mit zu einem “Haus der Festnahme” oder einem “Umerziehungslager”. wo er die nächsten dreieinhalb Jahre verbrachte.

Dort wurde er in eine kleine Zelle von ca. 2.5m auf 3.5m gebracht, in der schon etwa 8 andere Gefangene steckten. Diese seien eine spezielle Gruppe, welche schon “fortgeschritten” in ihrer eigenen “Reformation” und alle erpicht darauf, auch andere in ihrer “Reformation” zu unterstützen, um sich genügend Verdienste anzuhäufen, um frei zu kommen.

Der Zellwärter platzierte Dr. Vincent in der Mitte, während die anderen um ihn herum positioniert wurden. Der Kreis um ihn schrie ihn dann an mit Begriffen wie “Imperialist” und “Spion” an und forderten ihn auf, “alles zu gestehen” und dass er seine “Verbrechen” “erkennen” soll. Anfänglich protestierte Dr. Vincent: Er sei kein Spion. Er sei Arzt. Er arbeite schon seit 20 Jahren als Arzt in China. Aber daraus ergaben sich nur viel heftigere Anschuldigungen: “Die Regierung hat alle Beweise. Sie haben Dich inhaftiert und die Regierung macht nie Fehler. Du wurdest nicht für nichts verhaftet”. Dann fuhren die Zellkumpanen fort, ihn weiter zu befragen, was er sonst noch begangen hab, um seine “Persönlichkeit als Spion” zu “vertuschen”.

DIese Prozedur was bekannt als “Kampf” mit dem Zweck Gefangenen zu “helfen”, ihre “Geständnisse” abzulegen. Vor allem am Anfang seiner Gefangenchaft erlebte dies Dr. Vincent häufig.

Nach ein Paar Stunden dieser Behandlung wurde er zu einem kleinen Raum mit drei Personen darin geführt: Dem Verhörer oder “Richter”. einem Dolmetscher und einem Sekretär. Der Richter eröffnete die Sitzung mit einer vagen Anschuldigung und einer nachdrücklichen Forderung: “Du hast Verbrechen gegen das Volk verübt, und du musst jetzt allse gestehen”. Protest dagegen und Bekunden von Unschuld wurden mit einer wütenden Erklärung gekontert: “Die Regierung verhaftet niemals jemand Unschuldiges!”.

Solche Sitzungen ziehten sich über Stunden weiter. Dazu wurden jeweils noch Ketten und Handschellen angelegt. Ziel war immer, dass er in einem Geständnis seine Schuld anerkannte. Als Dr. Vincent auf seine Unschuldigkeit beharrte, wurde er mit Ketten um seine Knöchel zurück in die Zelle geschickt. Dort geht es dann weiter:


“Wenn Du zurückkommst mit Deinen Ketten, empfangen dich Deine Zellkumpanen als einen Feind. Sie fangen an zu “kämpfen”, um Dir zu “helfen”. Der “Kampf” geht weiter bis um 8 Uhr Abends. Du wirst gezwungen zu stehen mit Ketten um Deine Knöchel, während Du Deine Arme hinter Deinem Rücken hälst. Man hilft Dir nicht, weil Du zu reaktionär bist. . . . Du isst wie ein Hund es macht mit Deinem Mund und Deinen Zähnen. Du arrangierst die Tasse und die Schale mit Nase, um die Brühe zweimal am Tag einzunehmen. Wenn Du pinkeln musst, dann öffnet man Dir die Hosen, Du pinkelst in eine kleine Dose in der Ecke . . . Auf der Toilette öffnet Dir jemand die Hose und nachdem Du fertig bist, wird man Dich reinigen. Du bist nie ohne Ketten. Niemand schenkt Deiner Hygiene Beachtung. Niemand wäscht Dich. In der Zelle sagt man, dass Du nur in Ketten liegst, weil Du ein Reaktionär bist. Sie sagen Die immerfort, dass Du besser behandelst wirst, wenn Du alles gestehst.”

Gegen Ende des zweiten Tages, war Vincent nur noch damit beschäftigt irgendwie Linderung zu finden (“Du fängst an, wie Du diese Ketten loswirst. Du musst diese Ketten loswerden“). Diese Nacht, als er für das Verhör gerufen wurde, machte er, was er ein “wildes Geständnis” nannte – Eine Beschreibung von Spionageaktivitäten, von denen er wusst, dass sie nichtexistent waren. Wie er es erklärte:

Wir sehen im Richter jemand, der uns etwas aufdrücken will. Und wenn wir zeigen, dass wir ein grosser Verbrecher sind, dann werden wir vielleicht eine bessere Behandlung bekommen. . . Jeder von usn versucht, die Regierung auf diese Art zu überlisten. Wir wussten, dass sie wütend mit den Amerikanern waren . . . So wurden wir Mitglieder eines amerikanischen Spionageringes . . . Ich habe eine ganze Organisation erfunden”.

Dieser Prozess wird in Liftons Buch noch ausführlicher beschrieben. Mit der Zeit internalisierte er die Anschuldigungen gegen ihn und sie wurden ein Teil seiner Persönlichkeit. Das ganze ging mit der Zeit intellektueller zu und her und glich mehr einer Schulung als einem Verhör:

“Du musst alle Deine imperialistischen Gedanken loswerden und zurückweisen, und Du musst all Deine eigenen Gedanken kritisieren, geleitet durch das Offizielle. Wenn nicht, dann wird jemand anderes Dein Problem lösen und Dich gründlicher kritisieren . . . Du hast ein Problem – Du musst es loswerden – ein Schulkamerad muss Dir helfen – Seine Hilfe muss den “richtigen Standpunkt” beinhalten . . . . Ich bin ruhig – sie sagen “Du hast ein Problem”; Ich sage, “Ich frage mich, wieso die Chinesen nicht all die kapitalistischen Eigentümer beschlagnahmt haben wie die Soviets. Ich denke, es wäre besser, es so zu machen, wie die Russen – das ist mein Poroblem”. Sie haben Schulkameraden, um mein Problem zu lösen, um aufzuzeigen, dass ich auf der falschen Seite bin, weil die Chinesischen Kommunisten auf eine andere Art fortfahren mussten. Ihr Weg ist mehr der der Reform als Zwang. Er zeigte auf, dass die Sowjetische Revolution anders war als die Chinesische – dass die Chinesischen Kapitalisten von durch die Imperialisten gelitten haben, weil wir Imperialisten ihnen nie die Möglichkeit gegeben haben, ihre Industrie zu entwickeln. Nun müssen die Chinesischen Kapitalisten der Chinesischen Regierung nützlich werden und einer Reform unterzogen werden. Wenn sie der Regierung folgen, werden sie eine glorreich Zukunft haben. . . Sie müssen die Fatken erklären, bis ich überzeugt bin. Wenn ich nicht überzeugt bin, muss ich sagen, dass ich es nicht verstanden habe und sie zeigen mir neue Fakten auf. Wenn ich immer noch nicht zufrieden bin, habe ich das Recht einen Inspektor anzurufen – aber das würde ich nicht. Ich würde es einfach akzeptieren, sonst gibt es einen Kampf…. Du leistest keinen Widerstand. But sie behalten eine Aufzeichnung, und nach einer Woche wenn Du nichts sagst, sagen sie Dir, dass Du deiner Umerziehung widerstehst… Wenn Du Dir fünf oder sechs Probleme ausdenkst, gibt das einen guten Eindruck. “

to be continued….

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